Madeira stand schon sehr lange auf meiner persönlichen Bucket-List. Die wunderschöne und besondere Landschaft fand ich immer schon äußerst faszinierend. Mit jedem Foto oder den Erzählungen von Bekannten, rutschte das Urlaubsziel weiter nach oben, bis wir uns schließlich im Juni letztes Jahres auf die Entdeckungsreise der grünen Insel Portugals aufmachten.
Nach einer Flugzeit von etwas mehr als 4 Stunden, landeten wir schließlich auf dem Flughafen "Madeira - Cristiano Ronaldo". Dieser wurde am 29. März 2017 nach dem erfolgreichen Fußballspieler Cristiano Ronaldo benannt. Der Starkicker wurde nämlich in Funchal geboren.
Der Flughafen zählt zu den schwierigsten anzufliegenden Flughäfen, da er sich an einem Steilküstenhang befindet und dadurch Fallwinde auftreten können. Auf diversen Video-Portalen existieren dazu schwindelerregende Clips, und ich bin wirklich froh darüber, dass ich mir diese erst nach unserer ruhigen Landung angesehen habe.

Unser Mietauto haben wir auch dieses mal wieder im Voraus gebucht. Die Mitarbeiter wollen einem hier ein teureres Diesel-Auto andrehen, da es ihrer Meinung nach für die sehr steilen Straßen in der Mitte der Insel notwendig ist. Wir blieben jedoch bei unserem gebuchten, kleinen Benzinwagen. Und es hat auch alles super geklappt. Selbst an den steilsten Stellen im Gebirge hatten wir nie Probleme. Lasst euch also bitte nicht falsches einreden.
Auf Madeira gibt es keine Maut und die Straßen sind doch sehr überschaubar. Es gibt einen Küstenweg, welcher um die ganze Insel führt. Geparkt wird fast überall. Wir sahen Autos am Zebrastreifen, kurz vor einer Kreuzung und am Straßenrand eines Berghangs. Der Verkehr ist zum Teil etwas chaotisch und die Straßen und Abhänge mitunter sehr steil. Einige Monate zuvor gab es auf Madeira ein sehr schlimmes Busunglück. Man sollte die Straßen auf jeden Fall nicht unterschätzen. Aber mit etwas Vorsicht sollte das sicher kein Problem darstellen.

Unser Hotel hatten wir in Funchal - der Hauptstadt Madeiras. Hier ist natürlich touristisch auch einiges los. Obwohl wir um Juni - und somit außerhalb der Schulferien - auf der Insel waren, ist Funchal schon sehr gut besucht. Zu dieser Zeit befanden sich viele ältere Touristen auf der Insel.
Cristo Rei
Zwischen Caniço und Funchal steht die Statue 14 meter über dem Meer auf einem steilen Felsen, mit Blick auf den Atlantik. Mit dem Auto leider nicht so leicht zu finden, da die Beschilderung etwas spärlich angebracht ist. Kostenlose Parkplätze sind aber genug vorhanden. Nach einigen Metern Fußweg, erreicht man dann die Cristo-Rei-Statue. Leider nicht so imposant wie der größere Bruder in Lissabon.
Von der Statue zum Meer verläuft außerdem ein sehr schöner, schmaler Weg, welcher aber leider bei unserem Besuch gesperrt war. Nach einigen Bilder machten wir uns dann aber wieder auf zum Auto. Vom Parkplatz aus kann man auch mit einer Seilbahn zu einem der wenigen Strandabschnitten auf Madeira runter fahren.

Pico do Arieiro
Der dritthöchste Berg Madeiras befindet sich mitten auf der Insel. Er ist der meistbesuchte Gipfel der Insel, da er sich direkt an einem großen, kostenlosen Parkplatz befindet und sogar barrierefrei erreichbar ist. Neben dem Gipfel befindet sich eine Radarstation, an welcher sich auch eine Livecam befindet. So hatten wir auch unten im Tal immer die Möglichkeit, einen Blick auf das Wetter in den Bergen zu werfen. Wer morgens losgeht, hat die besten Chancen auf einen wunderbaren Panoramablick über die Insel.

Man kann sogar die Inseln Porto Santo und Illhas Desertas erkennen. Von hier aus gibt es auch einige Wanderwege, zum Beispiel zum Pico Ruivo. Dieser dauert jedoch ca 3 Stunden und da wir mit dem Auto unterwegs waren, müssten wir den selben Weg wieder retour laufen. Deshalb haben wir den Pico Ruivo an einem anderen Tag besucht. Auf dem Boden tummeln sich unzählige kleine Madeira-Eidechsen, welche aber schnell wieder hinter den Felsen verstecken, sollte man ihnen zu Nahe kommen.

Nach einigen Stunden umherwandern und fotografieren befanden wir uns plötzlich über dem Wolkenmeer, denn in wenigen Minuten kann sich das Wetter komplett ändern. An einem wolkigen Tag, hat man also auf den Bergen gute Chancen auf einige sonnige Stunden.

Auf dem Weg zu unserem Hotel kamen uns auf der Straße noch zahlreiche Schafe entgegen. Die niedlichen Tiere störten sich nicht an uns, so mussten wir warten bis wir wieder mit unserem Auto weiterfahren konnten.

Daher sollte man in den Bergen immer vorsichtig fahren, vor allem bei Nebel.
Pico Ruivo
Früh morgens, machten wir uns auf dem Weg zum höchsten Berg auf Madeira. Der Pico Ruivo ist 1862 m hoch und besteht vorwiegend aus Lavastein. Der Weg an die Spitze ist sehr leicht begehbar und auch für ungeübte Wanderer kein Problem. Geparkt haben wir beim PR1.2 Verda do Pico Ruivo, ein großer kostenloser Parkplatz.

Auf dem Weg befindet sich eine kleine bewirtschaftete Hütte und ein WC, ansonsten ist rundherum nichts außer Berghänge und strauchartiger Vegetation.

Die Aussicht ist in den Morgenstunden immer atemberaubend. Ganz oben beim Gipfelkreuz hat dem einen ausgezeichneten Panoramablick. Von hier aus sieht man dann auch den Pico do Arieiro, der dritthöchste Berg Madeiras. Ein Wanderweg verbindet die beiden Berge miteinander.

Auf den Bergen ist es immer sehr windig und gegen Mittag trieb es immer mehr Wolken in unsere Richtung, bis wir dann plötzlich mitten in den dicken, weißen Wolken standen. Vorbei war es mit der wunderbaren Aussicht und somit machten wir uns auch wieder auf den Weg zum Auto.
Der Weg hin und zurück dauert etwa 2 Stunden.
Casas Típicas
Wie es der Name schon sagt, handelt es sich um Häuser im typisch portugiesischen Baustil. Diese befinden sich im Südwesten der Insel. Eintritt kostet es nichts, jedoch ist es nicht ganz einfach, einen Parkplatz zu finden.

Im Inneren der Ferienhäuser gibt es Souveniers , Schnaps und Produkte, welche von Weberinnen direkt in den Häusern hergestellt werden.
Ein Besucht lohnt sich meiner Meinung nach nicht wirklich. Jedoch lag es bei uns sowieso auf dem Weg und so legten wir einen kleinen Stop ein.
Ponta de São Lourenço
An einem etwas regnerischen Tag, machten wir uns auf den Weg an den Südöstlichsten Punkt der Insel. Eine Wanderung auf der Halbinsel "Ponta Sao de Lourenco". Zu unserer Überraschung war hier weder von Regen noch von Wolken etwas zu sehen. Jedoch war es extrem windig. Die Wanderung bis zum Leuchtturm dauerte in unserem Fall etwa 4 Stunden (Hin- und Rückweg) und ist nicht sehr steil. Die Landschaft ist hier, im Gegensatz zur restlichen Insel, eher karg.
Umgeben vom Meer und den außergewöhnlichen Felsformationen ist die Aussicht immer atemberaubend.

Von hier aus sieht man auch zu der benachbarten Inseln "Deserta Grande". Sie befindet sich 23 km südöstlich von Madeira und ist - bis auf eine kleine Forschungsstation - unbewohnt. Die Insel ist ein Sperrgebiet, das nur von einigen Biologen betreten werden darf. Ich würde mich aber sowieso nie auf diese Insel wagen, denn sie beheimatet die sehr seltene "Deserta-Tarantel". Eine Wolfspinne mit bis zu 4 Zentimeter Körperlänge - was sie möglicherweise zu der größten europäischen Spinne macht. Die Taranteln leben ausschließlich auf dieser Insel. Anscheinend soll sie sehr giftig sein - dazu gibt es aber keine Aufzeichnungen in der medizinischen Literatur.

Als wir dann am letzten Punkt der Halbinsel ankamen und uns schon wieder auf den Rückweg machen wollten, blieben auch wir vom Regen nicht verschont. Gemischt mit den stürmischen Böen war das teilweise echt anstrengend.
Auf der Wanderung befindet sich auch ein Restaurant mit (kostenpflichtigem) WC.
Porto Monìz
Porto Moniz ist eine kleine Stadt an der Küste im Nordwesten Madeiras. Bekannt ist sie vor allem für die mit Meerwasser gefüllten Lavapools. Hier könnte man wunderbar schwimmen. Alles ist noch naturbelassen. Leider war uns das Wasser dann doch etwas zu kalt. Für eine kleine Abkühlung unserer Füße nach einer Wanderung aber ideal.

Nur wenige Menschen wagten sich in den Naturpool. Aber auch so ist die Umgebung atemberaubend schön. Viele kleine Krebse und auch Seeigel konnten wir beobachten. Die schwarzen Felsen und das blaue Meer bilden einen wunderbaren Kontrast und machen die Küste außergewöhnlich.

Jardim Tropical
Der Tropische Garten Monte Palace befindet sich oberhalb Funchal. Berg und ist mit einer Luftseilbahn zu erreichen. Sie wurde im Jahr 2000 eröffnet und bietet auf seiner ca. 15 Minütigen Fahrt einen wunderbaren Blick über Funchal.

Der Garten ist sehr japanisch angehaucht. Von den Buddha-Statuen bis zu den Teichen mit den Koi-Fischen. Auf einer Fläche von ca. 70.000 m² gibt es aber auch eine Vielfalt der schönsten Pflanzen Madeiras: Hortensien, Azaleen, Orchideen uvm.

Madeira ist sowieso eine sehr farbenfrohe Insel, aber in diesem tropischen Garten kommt man aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Außerdem befindet sich im Gelände noch ein kleines Museum, in welchen man moderne Skulpturen aus Simbabwe sowie Mineralien bestaunen kann.

Mit einer weiteren Luftseilbahn gibt es noch die Möglichkeit von hier aus den botanischen Garten von Madeira zu besuchen. Dafür werden auch Kombi-Tickets angeboten. Leider haben wir das aus zeitlichen Gründen aber nicht mehr geschafft.
Ach ja: Beim Einstieg in die Gondel wird ein Foto gemacht, welches man dann erwerben kann. Also bitte LÄCHELN!
Cabo Girão
Diese Aussichtsplattform ist wirklich sehr hoch und auf jeden Fall einen Besuch wert.
Eine schmale und sehr steile Straße führt einem immer weiter hinauf, bis man schließlich an einem kleinen Parkplatz ankommt. Dieser war aber leider bereits voll und so mussten wir an den Straßenrand an einem Hang parken. Bevor man die Aussichtsplattform betritt, kommt man noch an einem Restaurant und Souveniergeschäft vorbei. An der riesiger Felswand angekommen wird man dann nur noch durch einen Glasboden und Geländer vom Abgrund getrennt.

Der Anblick ist atemberaubend und beängstigend zugleich. So dauerte es wieder eine gefühlte Ewigkeit, bis ich mich an den Rand wagte und einen Blick nach unten riskierte. Es handelt sich immerhin um eine der höchsten Steilklippen Europas.
An der steilen Felswand kann auch genau beobachten, wie schnell der Nebel steigt und wieder fällt. Von hier oben sieht man sogar bis Funchal. Zu meinem Erschrecken, sah ich dann später sogar einen kleinen Riss im Glasboden.
Übersetzt heißt Cabo Girao übrigens "Kap der Umkehr". Ich verstehe jetzt auch warum.
Levadas
Jeder der auf Madeira Urlaub macht, kennt sie: die Levadas.
Dabei handelt es sich um künstliche Wasserläufe, die meist parallel an den Straßen verlaufen. Seit dem 15. Jahrhundert werden sie für den Transport von Wasser genutzt. Mittlerweile sind die Pfade an den Levadas entlang zu wunderschönen Wanderwegen ausgeschildert und werden bei den Touristen immer beliebter. Auch wir wollten so eine Wanderung machen und entschieden uns für den Caldeirão Verde.

Er startet beim Waldpark "Queimadas". Hier befindet sich ein großer kostenpflichtiger Parkplatz und ein kleinen Cafe. Wir haben unser Auto aber ca. 30 Minuten Fußmarsch entfernt geparkt, da sich der kostenlose Parkplatz direkt an der Straße zum Pico Ruivo liegt und somit auf unserer Route.
Der Weg ist insgesamt wirklich seeehr lang und man sollte genügend Zeit einplanen. Je weiter es in den Wald geht, umso schöner wird es. Die Landschaft im kräftigen grün erinnert etwas an die Vegetation in Asien oder Südamerika. Da bei unserer Wanderung der Nebel bis ins Tal lag, waren die Bäume und die Pflanzen nass und tropften ständig. Wir hatte manchmal das Gefühl, als befinden wir uns im Dschungel.

Umgeben von Eukalyptusbäumen wanderten wir immer dem Weg entlang. Irgendwann wurde es dann so neblig und düster, dass wir lieber wieder den Rückweg angetreten sind.
Mitunter werden die Pfade dann so schmal, dass ein aneinander vorbeikommen unmöglich war. An einigen Stellen geht es an der Seite ziemlich steil hinunter, aber immer mit Seilen oder Geländer gesichert. Der Caldeirã Verde ist einer der beliebtesten Levada-Wanderungen auf Madeira. Alleine ist man hier also eher selten.
Fazit
Als wir am ersten Tag vom Flughafen in unser Hotel fuhren, verstand ich nicht ganz, warum Madeira auch als "die grüne Insel Portugals" oder "Blumeninsel" bekannt ist. Ich hatte mir eigentlich mehr erwartet. Die Gegend rund um den Flughafen war eher karg.
Doch umso mehr wir von der Insel gesehen hatten - vor allem abseits der Küstengegenden - desto mehr verstand ich es. Durch das milde Klima blühen die Blumen das ganze Jahr und zeigen ihre volle Pacht. Madeira ist - mit Island natürlich - eine der schönsten Inseln, welche ich je bereist habe. Denn obwohl man hier nicht die typischen Sandstrände hat und nur an wenigen Küstenabschnitten Baden kann, wird einem nie langweilig. Die Natur hat so vieles zu bieten. Unser Urlaub war an diesen Punkt übrigens noch lange nicht vorbei. Wir flogen mit einem kleinen Flugzeug auf Insel Gran Canaria. Diese liegt nur etwa 1,5 Flugstunden entfernt. Mehr dazu gibt es hier.